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31.May 2002
Exhibitions

Philippe Starks Koffer der Eitelkeiten
[Maxim Raiskine]

Philippe Stark als Material für LaborexperimenteAm 7. Juni eröffnet im Marmorpalast des Russischen Museums die Ausstellung "Vanity Case" des bekannten französischen Designers und Architekten Philippe Stark. Die Ausstellung kommt aus dem Moskauer Zentrum für Kunst an der Neglinnaja nach Petersburg und bildet nur einen Teil der Gastspiele Starks in Russland. Jene Ausstellung, die die Petersburger Besucher zu sehen bekommen, wurde in dieser Form bereits 1997 in Barcelona erarbeitet und reist seitdem durch die Welt. "Vanity Case"vereint 80 Objekte, von Dingen zur persönlichen Hygiene (Zahnbürsten) über architektonische Entwürfe, die allesamt in beleuchteten Kisten und Kistchen stecken und somit Material für Laborexperimente bieten; zudem sind sie noch mit Kommentaren des Autors versehen.
Stark ist ein außergewöhnlicher Designer. Er entwirft so gut wie alles von der Zahnbürste und der Toilettenbürste hin zu Möbeln, Motorrädern und Bürokomplexen. Man spricht sogar von einer besonderen Philosophie des Designs, die er erdacht hat. Eine Philosophie, deren Basis Ergonomie und Einfachheit der natürlichen, naturellen Formen bilden. Eine Philosophie, in der die Ästhetik die Enthüllung der Funktion der Dinge fördert. Nebenbei gesagt spricht man davon, dass der Gegenstand selbst davon keineswegs funktionaler wird. Es geht sogar das Gerücht um, dass man auf den Stühlen Starks, in den die Form eines sitzenden Menschen eingeprägt ist, nicht sonderlich bequem sitzt. Das gleiche sagt man von seinen orthopädischen Schuhen oder von seiner konisch geformten Wanne, seiner konisch geformten Toilettenschüssel. Bei der ersten Begegnung mit den Werken des Meisters drängt sich der Eindruck auf, dass die Quintessenz seiner Methode in der Herstellung von Antiprodukten für einen Antikonsumenten liegt, dass sein spezieller Stil in einer Verbindung von "äußerlicher Sorglosigkeit mit professionellem Geschick" liegt. Darauf besteht übrigens auch Stark selbst. Trotzdem ist nicht alles so einfach, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.
Wenn man es sich auferlegt, über die von Stark selbst weit ausgeführten Thesen von der Einfachheit des Designs, über eine gewisse Humanität in der Beziehung zum Verbraucher nachzusinnen und seine Objekte nicht als Insel der Freiheit in einer gleichgeschalteten Konsumwelt wahrnimmt, so stellt sich letztendlich heraus, dass Stark eigentlich keine besondere Philosophie vertritt. All seine Objekte sind eher funktional, seine Philosophie ist bestenfalls auf einen durchschnittlichen europäischen Verbraucher zu Anfang des XXI. Jahrhunderts mit linker Ideologie der 60er zugeschnitten. All dies gemeinsam bringt die Reklamestrategie der bekannten Verkaufsmarke Philippe Stark hervor, deren Geschäftspartner das Modeversandhaus Trois Suisse ist.
Die Verkaufsstrategie der Marke Philippe Stark besteht in letzter Zeit darin, große Stückzahlen von Allerweltsgegenständen zu vertreiben. Jene Waren sind ein wenig krummbeiniger und etwas weniger funktional als jene bei IKEA. Statt dessen kann man sie als exklusives Produkt vertreiben und den Konsument davon überzeugen, dass hinter diesem Stuhl für 20$ eine tiefgründige Philosophie des Designs steht.
Den potenziellen Verbraucher davon zu überzeugen ist tatsächlich eine Kunst. Eben aus diesem Grunde eröffnet am 7. Juni im Marmorpalast eine Ausstellung der Projekte und Objekte Starks und nicht der billigen Möbel von IKEA.

Übersetzt von Sandra Frimmel(Berlin)



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